Begutachtet

Im Kindergarten hiess es, sie würde vielleicht Mühe haben in der Schule, weil sie die Quadrate nicht immer exakt auf die Linie setzte.

In der ersten Klasse hiess es, sie halte den Stift zu verkrampft in der Hand, das müsse sich bessern.

In der zweiten Klasse hiess es, ihre Schrift sei nicht schön genug, eine Therapie würde dem Abhilfe verschaffen.

In der Therapie hiess es, man müsse sie abklären lassen, vielleicht habe sie, was man allen Kindern unterstellt, die am vierten Schultag noch immer nicht in die Schublade passen wollen.

In der Abklärung haben sie gesagt, dass  alles okay sei, ihre Fähigkeiten seien einfach etwas ungleich verteilt, sie würde mehr über das Gehör aufnehmen und weniger über die Augen. Man hätte auch sagen können: Sie kommt eben nach ihrer Mama, aber mit dieser Einsicht lässt sich kein Gutachten füllen.

5 Gedanken zu “Begutachtet

  1. Ja man hört so was trotzdem immer wieder! Leider!
    Ich hoffe die Schule in die die Mädchen gehen werden ist da offener und moderater!

  2. oh ich erinnere mich, wie schnell man einen verunsichern kann. Schrecklich – und, die in der 10. Klasse den Stempel „keine Intellektuelle“ bekam macht ihr Studium mit 1 und der, der nur 1 schrieb bricht sein Studium ab…. und geht auch seinen Weg, nur ganz anders. Dieses Schubladendenken, wie Du es auch nennst, ist so schrecklich.

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