Souvenirs

Okay, dass ich mich in einer ausgeprägten „Trautes Heim, Glück allein“-Phase befinde, ist mir natürlich schon längst aufgefallen. Wie schlimm es aber tatsächlich um mich steht, habe ich erst gestern bemerkt. Ziehe ich gewöhnlich in jeder Stadt von Buchladen zu Buchladen, fand ich mich hier in Strasbourg beim Geschäft mit den Küchenschürzen wieder. Und ich bewunderte nicht das Modell mit dem topmodernen Cupcakes-Aufdruck, sondern die altmodischen mit den Störchen und den Bauernmägden, die Schürzen mit dem praktischen Knopf, an dem man ein Küchentuch befestigen kann. Nun ja, ich kann mir einreden, dass ich das Cupcakes-Modell nur deshalb kaum beachtete, weil es 35 Euro kostete, aber wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, dann muss ich gestehen, dass es das Küchentuch war, das mein Herz höher schlagen liess. Wie praktisch, ein Küchentuch, an dem man die Hände abwischen kann, damit die Schürze sauber bleibt…

Zuerst glaubte ich selber noch an einen Scherz, als ich zu „Meinem“ sagte, ich würde mir eine Schürze kaufen, aber spätestens als ich mit Luise darüber diskutierte, ob wir uns beide eine kaufen sollten und ob es nicht schön wäre, wenn wir beide die gleiche hätten, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab. Da stand nicht mehr die berufstätige Mutter, die sich einen Dreck darum schert, dass der Haushalt im Chaos versinkt, sondern die altmodische Hausfrau, die ihre Butter selber macht, die Müesli-Mischung und die Essiggurken. Diese altmodische Hausfrau, die sich in letzter Zeit immer öfter in den Vordergrund drängt, wenn wieder mal alles zuviel wird. Die Hausfrau, die beinahe in Freudentränen ausbricht, wenn sie ihren ersten hausgemachten Mozzarella serviert, die ihre Kinder nervt mit ihrem „Riecht mal an diesem Joghurt. Diese Frische, diese zarte Süsse, dieses Aroma!“. Die Hausfrau, die in Strasbourg keine Bücher kauft, sondern eine Küchenschürze mit Geschirrtuch, dazu noch passende Topflappen und ein geschnitztes Buttermodel.

Jetzt, wo mein Kaufrausch überstanden ist und ich mir meine Einkäufe genauer ansehe, wird mir ein wenig mulmig. Steckt in mir drin doch mehr Hausfrau als mir lieb ist, war das einfach ein kleiner Ausrutscher – so wie man vielleicht mal ein Buch kauft, das einem leicht peinlich ist- , oder stecke ich am Ende in einer Midlifecrisis?

20120806-005850.jpg

4 Gedanken zu “Souvenirs

  1. Besten Dank für die treffende Diagnose 😉 Das Mozzarella-Rezept ist perfekt, beim nächsten Mal werde ich aber etwas weniger Lab nehmen.
    Hier noch eine Ausrede zum Ricotta herstellen: Pasta mit frischen Cherry-Tomaten, Basilikum und Ricotta mischen. Einfach himmlisch im Hochsommer….

    Liebe Grüsse

  2. Das Phänomen hat bei mir auch gerade eingeschlagen. Ich verfalle in den Ferien auch immer wieder in den „glückliche Hausfrau“ Modus, aber ich kenne mich, auf Dauer würde mich das nicht glücklich machen . Und meine Schwerpunkte liegen auch ganz klar auf Kochen und Shoppen. Das Putzen ist diesmal eher ein untypisches Zeichen.

  3. Klingt nach einer deutliche ausgeprägten „Chernilalitis“…. vor allem das mit Butter und Mozzarella. Wie war er denn, der Mozzarella? Bis dorthin bin ich nämlich noch nicht vorgedrungen, aber der Schokopudding ist der Hit, der Nuss-Riegel steht ganz oben auf der Liste und ich brauche dringend ein Rezept für das ich den Ricotta herstellen muss.
    Und die Essiggurken warten im Kühlschrank bis sie durchgezogen sind.
    Ganz liebe Grüße: Ihre Mama007

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..