Anonym

Als ich vor einigen Jahren meine ersten Gehversuche mit Bloggen machte, dachte ich nicht im Traum daran, dass ich dies länger als zwei oder drei Wochen tun würde. Noch viel weniger dachte ich, dass je mehr als zwei oder drei Menschen sich auf diese Seite verirren würden. Und so dachte ich keinen Moment daran, die ganze Bloggerei anonym zu betreiben. Wozu auch? Es lesen ja ohnehin nur Freunde mit und vor denen habe ich ja nichts zu verbergen.

Inzwischen lesen auch noch ein paar andere mit und weil ich nie auf die Idee gekommen bin, mir ein Pseudonym zuzulegen, weiss jeder, wer die Autorin dieser Zeilen ist. Was an sich auch kein Problem ist, finde ich doch, man sollte nur schreiben, wozu man auch stehen kann. Dass es da noch einen anderen Aspekt zu berücksichtigen gäbe, daran habe ich nicht gedacht.

Wie man weiss, amüsiere ich mich gerne über die Absurditäten des Lebens. Gibt es etwas Lustvolleres, als hin und wieder eine skurrile Szene so richtig auszuschlachten? Für mich kaum. Nun ist es aber leider so, dass man Skurriles nicht nur mit Menschen erlebt, die einem völlig unbekannt sind. Hin und wieder, oder sogar ziemlich oft, stolpert man mitten im ganz normalen Familien- und Arbeitsalltag über die wunderbarsten Absurditäten. Und ehe man sich versieht, beginnt der Kopf zu texten, es entstehen die wunderbarsten Sätze über irgend eine aberkomische Situation, die man seinen Lesern keinesfalls vorenthalten möchte. Fast schon macht man sich auf, den Text in die Tasten zu hauen, da kommt einem in den Sinn, dass das ja nicht geht, weil derjenige, den man so gerne mal in die Pfanne hauen würde, vielleicht Wind von der Sache kriegen würde, weil man ja eben nicht anonym schreibt.

Was also tun? Mir einen Zweitblog zulegen, wie „Meiner“ vorschlägt? Wohl kaum, wo ich doch für den einen kaum mehr Zeit finde. Zudem würde ich mich nicht allzu lange verstellen können, gelte ich doch als miserable Schauspielerin. Hemmungslos über alles Absurde berichten? Vermutlich auch nicht die Lösung, bin ich doch ein geselliger Mensch, der keine Lust hat, in die soziale Isolation zu geraten, bloss weil ich meine Finger nicht unter Kontrolle habe. Es wird mir wohl nichts anderes bleiben, als die Geschichten für mich zu behalten  und sie eines Tages, wenn ich wieder mehr Zeit zum Schreiben habe, in einen Text einfliessen zu lassen, der so weit entfernt ist von der Realität, dass derjenige, der für meine Belustigung gesorgt hat, sich in den Zeilen nicht mehr wieder erkennen wird.

6 Gedanken zu “Anonym

  1. Ganz egal wie oder wo du schribsch wechtig esch eifach das du schribsch..will i ghoere naemli zu dine regelmäßige begeisterete läserinne..obwohl ich dur das minere chline amigs e schritt vorus ben wenn si mer voller begeisterig die neuschte schlagziile vo ehrem lehhrer wet verzelle.. 😉 ganz liebe gruess an alli

  2. Es hat ja auch seine Vorteile, wenn man nicht gleich alles zu Texten verarbeiten darf: Man hat später, wenn etwas Gras über alles gewachsen ist, einen grossen Fundus an Geschichten, die man noch keinem erzählt hat. Ich will ja auch in ein paar Jahren noch etwas zum Schreiben haben. Obschon mir der Stoff vermutlich auch so nicht so rasch ausgehen wird…

  3. Wenn es Dich beruhigt: dieses Problem hat man auch mit einem anonymen Blog. Nicht ganz so extrem natürlich, aber schon oft hatte ich – genau wie Du schreibst – schon den halben Beitrag über irgendein Erlebnis im Job oder eine Familiensache im erweiterten Kreis formuliert, bis ich mir dann dachte: wenn das jemand zufällig findet, dann erkennt er sich sowas von eindeutig. Und dann wäre vorbei mit der Anonymität. Es bleibt uns allen also manchmal nur, die besten Geschichten für uns zu behalten ,-)

  4. Kann deine Bedenken und Gedanken nachvollziehen. Es ist ja so: was einmal im Netz war, bleibt auch im Netz. Aber so wie ich deine Texte hier verschlinge, schaffst du es sicher diese Anekdoten in andere Texte einflossen zu lassen 🙂

    Liebe Grüße
    MoonCat

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